ulla hahn
folgende illustrationen sind computercollagen von michael klaner zu dem faszinierenden roman
Ulla Hahn, Das verborgene Wort
Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart München. 2001
Buchbeschreibung:
„Das verborgene Wort“ ist ein Buch, das nicht locker lässt, weitergelesen zu werden. Die (mit autobiografischen Zügen Ulla Hahns) Geschichte eines Mädchens, das die Wörter liebt, mit viel Phantasie, mit inneren Bildern, mit Träumen und Visionen, das aufwächst in einer Welt voller Realitäten und katholischen Allgemeinplätzen. Hildegard Palm: Heldejaad – wie sie im Dialekt genannt wird - kämpft einen Kampf gegen ungeheuer starke Welten, bis sie endlich erwachsen geworden ist und ihren eigenen Weg gehen darf. Einen Kampf vor allem gegen den brutalen, alkoholabhängigen Vater, der nur einmal - bezeichnenderweise, als er im Lotto gewonnen hat - in ihrem Leben väterlich sich zeigt, ansonsten aber ein fürchterlich bestrafender, stets das blaue Stöckchen hervorholender Tyrann ist. Ständig wiederkehrende Androhung der Mutter: „Waat, bes dä Papp no Hus kütt!“ Und einen Kampf gegen den Alkohol, bei dem nur ihr Realschullehrer Rosenbaum sie aus einem Abwärtsrutsch zu ziehen vermag.
Tröstende, Hoffnung spendende Figur ist der Großvater, der „dem Heldejaad“ zeigt, was Geschichten sind, was Wörter vermögen und wie man aus einem „Boochstaan“ (Buchstein) zu lesen vermag: Steine, die reden können, Steine, die man aber auch stellvertretend für ungeliebte, gehasste Personen wütend in den Rhein schleudern kann, Wutsteine sozusagen.
Was das Lesen dieses Buches so wertvoll macht, ist – so Ulla Hahn – das „Wechseln zwischen den Genres“ Lyrik und Prosa. Ständig bremst den Leser verdichtete Sprache, die einlädt, noch einmal gelesen und laut gesprochen zu werden, und Wörter mit Hildegard lieben zu lernen.
Was das Buch aber auch noch wertvoll macht, ist der ständige Einwurf von Dialekt, von Plattdeutsch (aus Dondorf in der Nähe von Köln), der sinnigerweise am Ende des Buches übersetzt wird. Dieser Dialekt spielt die Rolle der Sprache des Elternhauses, von dem sich Hilla mühsam lösen will, indem sie hochdeutsch spricht, Bücher sammelt, Gedichte lernt und nicht nur sprachlich ihren eigenen Weg findet.
Nach der letzten Seite 595 legte ich erfrischt und erschöpft das Buch aus der Hand, glücklich über den guten, wenn auch offenen Ausgang, welchen ich hier nicht verraten möchte und beschloss, gleich noch einmal von vorne mit Lesen zu beginnen.